Es war ein milder Frühlingstag im April 2017, als Abenteuer Fotograf Benjamin Jaworskyj in einem großen Outdoorgeschäft in Berlin Funktionskleidung für seine nächsten Fotoreisen suchte. Wasserabweisend, atmungsaktiv und optisch ansprechend sollte es sein.
Während er so durch die vollgepackten Regale streifte, vorbei an neongrünen Softshelljacken, babyblauen Fleecepullovern und grau/gelb gestreiften kurzärmeligen Hemden, musste er kurz innehalten und schmunzeln. „Wer wohl solche Kleidung trägt?“, fragte er sich. Die Antwort lieferte ein Blick auf die anderen Besucher im Laden. Entweder Generation 50+, kurz vor der Campingplatzsaison an der Müritz, oder Kategorie “Trip auf einem Kreuzschiff”. Fairerweise gab es auch einige junge Besucher, die in Begleitung ihrer Eltern primär nach einem Backpack-Rucksack suchten, wahrscheinlich kurz vor einem Work & Travel Jahr.
Als er endlich eine Jacke entdeckte, die ihm optisch und vom Material her zusagte, verflog die Euphorie mit einem Blick auf das Preisschild. 600€ für eine Regenjacke? Haben die ‘nen Schuss? Auch die anderen Jacken bewegten sich nach einem flüchtigen Blick auf’s Preisschild in einer Preisrange von 150€ bis sogar 800€! Und dann hast du nur eine Jacke. Was ist dann wenn’s mal kälter ist? Dann brauchst du wieder eine dickere Jacke.
Er probierte mürrisch die 600€ Regenjacke in Größe XL an und überlegte, wie er den Kauf vor dem Finanzamt vielleicht als Berufsbekleidung rechtfertigen könnte. Sie saß eigentlich ganz gut. Vielleicht ein bisschen zu eng, wenn man mal etwas drunter tragen wollte, wie ein Fleece, aber sonst ok. Gut, die zwei Zip-Taschen vorne, eine vertikal an der Brust und eine Innentasche, waren jetzt auch nicht der Hammer, aber sie war ok.
„Haben Sie die Jacke vielleicht auch noch eine Nummer größer?“, fragte er eine der Verkäuferinnen, die gerade am Zusammenfalten einer dunkelblauen Jacke mit giftgrünen Taschen war.
„Leider nein“, schüttelte sie den Kopf.
Er probierte an diesem Nachmittag noch viele weitere Jacken an, aber irgendwie stimmte für ihn das Preis-Leistungsverhältnis nicht. Gibt es denn keine Outdoorbekleidung, die normal aussieht, preislich im Rahmen ist und trotzdem funktional ist? Sein Kopf begann zu rattern.
„Warum gibt es denn keine Outdoorbekleidung für Fotografen?“